Wenn die Sonne tobt – was bedeutet das für unsere Solaranlagen?

Die Sonne ist unsere größte Energiequelle. Unermüdlich, zuverlässig und für die meisten von uns ein Symbol von Leben und Wärme. Doch manchmal zeigt sie sich von ihrer wilden Seite. Sonnenstürme, auch bekannt als solare Stürme oder koronale Massenauswürfe, sind gigantische Ausbrüche geladener Teilchen, die sich mit hoher Geschwindigkeit durch das All bewegen. Klingt dramatisch, aber sind sie auch ein Risiko für unsere Solarstrom-Infrastruktur?

Was genau passiert bei einem Sonnensturm?

Bei einem Sonnensturm schleudert die Sonne riesige Mengen an Plasma und energiereichen Partikeln ins All. Treffen diese auf das Magnetfeld der Erde, können sie beeindruckende Polarlichter auslösen, aber auch Störungen in Satelliten, Flugnavigation oder sogar im Stromnetz verursachen. Große Sonnenstürme wie das sogenannte „Carrington-Ereignis“ von 1859 hatten damals bereits spürbare Auswirkungen. Telegrafendrähte funkelten und fingen Feuer, ein Vorbote dafür, was heute bei einem solchen Ereignis theoretisch mit empfindlicher Technik passieren könnte.

Solarzellen im Visier – oder doch nicht?

Die naheliegende Frage lautet: Wenn ein Sonnensturm so mächtig ist, dass er Stromnetze beeinflussen kann, wie steht es dann um Photovoltaikanlagen? Die gute Nachricht zuerst: PV-Module an sich sind robust. Die Solarzellen auf dem Dach oder im Solarpark bekommen von einem Sonnensturm in der Regel nichts mit. Sie sind dafür gebaut, Sonnenlicht in Strom umzuwandeln, und das auch unter wechselnden Einstrahlungsbedingungen. Eine Ladungswolke aus dem All ist für das Silizium in der Solarzelle kein Problem.

Der Knackpunkt liegt in der Technik dahinter

Weniger entspannt sieht es aus, wenn man einen Blick auf die empfindlichere Elektronik wirft: zum Beispiel Wechselrichter, Kommunikationssysteme oder Steuerungseinheiten. Diese sind, wie alle modernen elektronischen Bauteile, anfällig für Überspannungen. Bei besonders starken Sonnenstürmen kann es zu sogenannten geomagnetisch induzierten Strömen (GICs) kommen, die über lange Leitungen fließen und Störungen verursachen. In extremen Fällen könnten solche Ströme auch auf Teile der Infrastruktur einer Solaranlage wirken, insbesondere bei Großanlagen mit Netzanschluss über Mittel- oder Hochspannung.

Sonnensturm ist nicht gleich Sonnensturm

Wichtig zu wissen: Nicht jeder Sonnensturm ist gleich gefährlich. Es gibt unterschiedlich starke Ereignisse, die auch unterschiedlich tief in die Erdatmosphäre eindringen. Kleine Stürme verursachen meist nur leichte Magnetfeldschwankungen. Nur die besonders starken, seltenen Ausbrüche erreichen ein Niveau, bei dem technische Infrastruktur gefährdet ist und selbst dann meist nur großräumige Netze. Einzelne Hausanlagen oder kleine Solarparks sind nur dann betroffen, wenn sie ohne Schutzsysteme betrieben werden oder direkt mit überregionalen Netzen verbunden sind.

Wie groß ist das Risiko wirklich?

In unseren Breiten ist das Risiko überschaubar. Sonnenstürme treffen die Erde am ehesten in den Polarregionen, dort, wo das Magnetfeld sie „hineinleitet“. Große Solarparks in Mitteleuropa sind eher selten betroffen. Hinzu kommt: Extreme Sonnenstürme, die tatsächlich Schäden anrichten könnten, sind sehr selten. Und die moderne Technik schläft nicht. Viele Netzbetreiber und Energieunternehmen arbeiten heute mit Frühwarnsystemen, um empfindliche Komponenten bei drohenden Ereignissen gezielt herunterzufahren oder umzuleiten.

Vorbeugen ist besser als Nachsehen

Auch wenn das Risiko gering ist: es lohnt sich, bei Planung und Bau von Solaranlagen das Thema im Blick zu behalten. Überspannungsschutz, eine solide Erdung und eine vorausschauende Auslegung der Wechselrichter sind nicht nur gegen Sonnenstürme hilfreich, sondern auch bei gewöhnlichen Gewittern und Netzstörungen. Das ist längst Stand der Technik. Wer also auf Qualität und professionelle Planung setzt, ist auf der sicheren Seite, auch bei wilden Sonnenlaunen.

Die Sonne bleibt ein verlässlicher Partner

Trotz all der dramatischen Bilder von solaren Eruptionen und Magnetfeldverzerrungen: Für die allermeisten Solaranlagenbetreiber ist ein Sonnensturm kein Grund zur Sorge. Unsere Technik ist robust, gut vorbereitet und die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Schäden kommt, äußerst gering. Im Gegenteil, selbst wenn die Sonne mal „wütet“, bleibt sie unsere nachhaltigste Energiequelle. Wir müssen sie nur richtig nutzen: mit Verstand, Technik und einem Blick in den Himmel.


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